Meine bisherigen Wanderungen durch die Gobi in einer Kartenübersicht:
Im Reich des Gobibären und der wilden Kamele
– 21 Tage „by fair means“ zu Fuß durch das „Great Gobi A Strictly Protected Area“ und den „Gurvansaikhan National Park“ in der Wüste Gobi/Mongolei
– 778 zurückgelegte Kilometer (Addition der zurückgelegten Kilometer – Luftlinie – von Schlafplatz zu Schlafplatz)
– 145 km betrug der größte Abstand zwischen zwei Wasserstellen
– auf einer Strecke von 270 km ist uns kein Mensch begegnet, dafür aber 40 wilde Kamele
– das maximale Rucksackgewicht betrug ca. 28 kg (6,3 kg Grundausrüstung, 5,2 kg Essen und 16,5 Liter Wasser)
Zusammen mit meinem Freund Matti Urlaß aus Hangelar habe ich mich Anfang April 2014 auf den Weg in die „Shargyn Gobi“, auch als „Transaltai Gobi“ bekannt, gemacht, um dieses Gebiet bis nach Dalanzadgad zu durchwandern. In dem kleinen Örtchen Bayantooroi am Nordwestrand des großen Gobi A Naturschutzreservates bekamen wir die Sondergenehmigung vom jungen Leiter der hiesigen Naturschutzbehörde Dovchoo ausgestellt, die uns das Betreten des streng geschützten Gebietes erlaubte. Mithilfe der Unterstützung des deutsch-mongolischen Gobibärenprojekts unter Leitung von Ralf Hotzy und Prof. Samiya (www.gobibaer.de) bekamen wir die Gelegenheit das entlegenste Gebiet der Gobi zu durchqueren. Aufgrund der in diesem Teil der Gobi noch beheimateten, seltenen und schützenswerten Flora und Fauna, ist diese Region „strictly protected“ und vom Menschen völlig unbewohnt. Gazellen, wilde Esel, Wölfe, Steinböcken und Argalischafe finden hier eine Heimat, ebenso wie die äußerst seltenen Schneeleoparden und die von den Rangern vor Ort geschätzten über 200 wilden Kamele. Eine absolute Rarität, der Gobibär, lebt auch noch in der zerklüfteten Gebirgswüste. Wie viele Bären es letztlich noch in der Gobi gibt, kann nur geschätzt werden. Die Biologen gehen von etwa drei bis vier Dutzend aus.
Der „Mazaalai“, wie die Mongolen den Gobibären nennen, ist erst vor wenigen Jahren als eigene Art beschrieben worden und ein Verwandter des größeren Braunbären. Wir haben ihn persönlich leider nicht angetroffen, aber in einer Oase seine Fußspuren entdeckt. Größtes Wildtiererlebnis war die Sichtung von 40 wilden Kamelen. Die Tiere waren jedoch so scheu, dass sie uns nicht näher als vielleicht 1500 Meter an sich heran ließen, bevor sie die Flucht ergriffen.
Nach der bewohnten Oase Ekhiin Gol, die im Osten des Gobi A Gebietes gelegen ist und die ich bereits von meiner letzten Gobiwanderung mit Frank kannte, folgten weitere 120 wasserlose Kilometer bis zur Oase Narandaats. Den auf dem Weg liegenden grandiosen Canyon „Khermen Tsav“ durchwanderten wir auf einer Länge von ca. acht Kilometern – vielleicht die landschaftlich eindrucksvollsten Gehstunden dieser Wanderung. Nach genau zwei Wochen erreichten wir Gurvantes, den ersten Ort. Hier endete das Abenteuer, denn die letzte Woche gingen wir durch bewohntes Gebiet des Gurvansaikhan Nationalparks. Essen und Bier bekamen wir in den Orten Sevrei und Bayandalai, was das Wandern auf den langen Hochebenen vereinfachte. Auf unserem Weg zum Aimakzentrum und unserem Ziel Dalanzadgad, überquerten wir noch den Khongoryn Els, die höchsten Sanddünen der Mongolei.
Ab der Oase Narandaats war nach unserem Wüstenverständnis die aride Wüste zu Ende. Allmählich ging die Landschaftsform in eine Halbwüste über, denn Wasserstellen, Hirten und Brunnen trifft man in diesem Teil der Gobi – eigentlich müsste es Gobis heißen, denn es gibt 33 Gegenden in der Mongolei die den Namen Gobi tragen – häufig an.
Die Schönheit, Abgelegenheit und Wildheit des „Great Gobi A Strictly Protected Area“ hat mich begeistert und fasziniert. Diese entlegene, von Menschen größtenteils unberührte Region der mongolischen Gobi, muss unbedingt erhalten bleiben – egal welche Bodenschätze dort einmal geortet werden sollten. Die großen Wildtiere, die in dieser Region noch ihren Rückzugsort haben, müssen weiter geschützt und beschützt werden. Die Ranger vor Ort und auch die Gobibärenprojekte leisten wertvolle Beiträge hierzu. Insbesondere die Ranger in Bayantooroi haben wir als sehr engagiert kennengelernt. Wir sind mehr als froh, diese einzigartige Gobilandschaft zu Fuß durchquert haben zu dürfen und darüber hinaus so viele Begegnungen mit wilden Kamelen, einem Kulan (wilder Esel) und etlichen Gazellen gemacht zu haben.
2004 verfehlte ich mein Ziel in der Südgobi rund 2000 Jahre alte Reste der Großen Mauer zu erreichen. Im Sommer 2009 versuchte ich die Gobi von Nord nach Süd zu durchwandern und scheiterte beinahe fatal kurz vor dem Wüstenfluss Zulganai Gol. Obwohl im Sommer der meiste Niederschlag in der Gobi fallen soll, ist diese Jahreszeit wie ich feststellen musste zum Wandern äußerst ungeeignet. Die Temperaturen steigen auf über 40 Grad Celsius im Schatten und der heiße Westwind lässt einen regelrecht austrocknen. Bis zu 10 Liter Wasser verbrauchte ich am Tag. Damit war der Radius begrenzt und die Wasserstellen lagen letztlich zu weit auseinander, um diese immer sihcer erreichen zu können. Das einzig gute an den ca. 500 gegangenen Kilometern war, dass ich pro Kilometer Geld von Freunden und Bekannten für GER-Jurte sammelte. Letztlich kamen so 3300 € zusammen, was den Umzug auf ein neues Grundstück erleichterte.
Nach den wertvollen Erfahrungen die ich 2009 sammelte, beschloss ich 2010 erneut in die Gobi aufzubrechen. Wieder „by fair means“, d.h. ohne Unterstützung von Außen, alles zu Fuß und aus eigener Kraft und ohne vorher Depots angelegt zu haben. Die Strecke sollte dieses Mal etwas kürzer ausfallen und ca. 400 km Luftlinie betragen. Startpunkt sollte die Provinzhauptstadt Bayankhongor am Fuße des Khangai Gebirges sein und Ziel die letzte bewohnte Oase vor der Chinesischen Grenze Ekhiin Gol in der Südgobi. Zwei Monate vor Aufbruch besuchte Ich Frank in Köln und erzählte ihm von meiner geplanten Gobiwanderung. Zwei Tage später hatte ich seine Anfrage per E-Mail erhalten und so wurde aus meiner geplanten Solowanderung eine Tour mit Partner.
Innerhalb von 10 Tagen legten wir eine 420 km lange Strecke (gegangene Luftlinie) von den nördlichen Randgebieten der Gobi bis kurz vor die chinesische Grenze zurück.
Von der Provinzhauptstadt Bayankhongor führte die Route über den Ort Jinst ans Westufer des abflusslosen Salzsees Orog Nuur und von hier aus über den Gobi-Altai hinein in die Trans-Altai-Gobi. Vom Ort Bayanlig ging es immer weiter nach Süden in allmählich unbewohntes Wüstengebiet. Diese Strecke führte uns über den sumpfigen Zulganai Gol, durch die wundervollen Dünenlandschaften des Tsagaan Els, die eindrucksvolle Canyonlandschaft von Khermen Tsav bis hin zu unserem Ziel, der bewohnten Oase Ekhiin Gol, ca. 70 km nördlich der chinesischen Grenze gelegen und damit kurz vor dem militärischen Grenz-Sperrgebiet.
Nur mit dem Nötigsten ausgerüstet und ohne motorisierte Begleitung waren wir täglich 12 bis 14Stunden zu Fuß unterwegs. Bei Temperaturen zwischen -10 und +25 Grad legten Frank und ich täglich zwischen 40 und 55 Kilometer durch Sanddünenfelder, Karstlandschaften und über Gebirgszüge zurück. Die Verpflegung für die gesamte Strecke wurde im Rucksack transportiert. Bis auf ca. 20 % führte unsere ausgewählte Strecke abseits der Pisten. Nach Möglichkeit haben wir den direkten Weg gewählt. Die Route führte uns zu den wohl beeindruckendsten, trockensten und auch abgelegensten Gebieten der Mongolischen Gobi.
Dadurch dass mir als Sonderschullehrer quasi nur die gut zwei Wochen langen Herbstfreien zur Verfügung standen, lag es nahe, das Grundgepäck möglichst gering zu halten, was uns mit der hochwertigen und leichten Ausrüstung u.a. von golite und patagonia auch gelang, um mit rel. leichtem Gepäck eine möglichst hohe Tageslaufleistung zu erzielen. Außerdem lag eine 170 km lange Strecke ohne sichere Wasserversorgung vor uns, die nur mit dieser Wanderphilosophie ohne erhöhtes Restrisiko zu bewältigen war.
Erst meine gesammelten Erfahrungen in der Gobi aus dem letztem Jahr und 2004, sowie Franks Erfahrungen von seiner Atacama-Durchquerung 2008 haben diese Wüstenwanderung zu einem Erfolg werden lassen.
Ein großes Dankeschön geht an folgenden Institutionen und Personen in Ulan Bator:
– der Deutschen Botschaft, allen voran dem ehemaligen Kanzler Peter Stache und dem ehemaligen Botschafter Pius Fischer
– Helge Reitz und Suzan mit Familie und der Firma nomadstours
– Jörgi aus Ulaanbaatar für die wichtigen Infos zu den Quellen am Orog Nuur und dem Gobi-Altai
– Ganzorig von travelgobimongolia, der uns zum verabredeten Zeitpunkt in Ekhiin Gol
abgeholt hat